Immer mehr Pollenallergiker In diesen Regionen ist Heuschnupfen auf dem Vormarsch
Heuschnupfengeplagte dürften es bereits gespürt haben: Die Pollen von Hasel, Erlen und Eiben sind in diesem Jahr ungewöhnlich früh unterwegs. Daher klagen bereits jetzt viele Menschen über allergischen Schnupfen und juckende Augen. Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Zahl der Pollenallergiker stark zugenommen, sowohl in den Großstädten als auch auf dem Land.
Bislang war es so, dass Menschen in Ballungsgebieten sehr viel stärker von Heuschnupfen betroffen waren als Menschen, die im ländlichen Bereich leben. Mittlerweile jedoch scheint das Stadt-Land-Gefälle ins Wanken zu geraten. Das zeigt eine Auswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse, die auf anonymisierten Daten von etwa 1,6 Millionen Versicherten basiert und sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstreckt.
Heuschnupfen in ländlichen Regionen auf dem Vormarsch
Der Anteil der Menschen mit pollenbedingtem allergischem Schnupfen ist zwar nach wie vor in großstädtisch geprägten Bundesländern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen am größten (5,7 beziehungsweise 5,6 Prozent); doch ländlichere Gebiete ziehen überraschend kräftig nach. So ist die Zahl der Heuschnupfengplagten am stärksten im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern gestiegen – von 2010 auf 2020 um 19,5 Prozent.
Es folgen Sachsen-Anhalt (plus rund 18 Prozent) und Brandenburg (plus rund 14 Prozent). In NRW etwa haben 2020 hingegen nur 8,5 Prozent mehr Menschen unter pollenbedingtem Schnupfen gelitten als noch zehn Jahre zuvor, in Hessen sind es nur 6 Prozent mehr. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei rund 9 Prozent.
Überdurchschnittlicher Anstieg auch bei Asthma
Ähnlich sieht es bei allergischem Asthma bronchiale aus, das häufig eine Folge von Heuschnupfen ist. Zwar ist auch hier der Anteil der Betroffenen in dicht besiedelten Gebieten wie dem Saarland, Berlin und Hessen nach wie vor am größten. In ländlicher geprägten Bundesländern ist die Zahl der Patienten aber ebenfalls überdurchschnittlich in die Höhe geschnellt.
So verzeichnet die KKH von 2010 auf 2020 in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen das größte Plus an Asthma-Patienten mit jeweils mehr als 40 Prozent (Bundesdurchschnitt rund 22 Prozent). In Hessen hingegen ist die Zahl der Betroffenen im selben Zeitraum hingegen nur um rund 18 Prozent nach oben geklettert, in NRW sogar nur um rund 16 Prozent.
Auswirkungen des Klimawandels
Die steigende Zahl an Heuschnupfen- und Asthma-Patienten kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine Erklärung – auch für den deutlichen Anstieg auf dem Land – kann der Klimawandel mit seinen zunehmend milderen Temperaturen sein, der für eine längere Pollenflugsaison sorgt. Der Blütenstaub fliegt früher und in größeren Mengen.
Die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen, die es nach wie vor gibt, weisen zudem darauf hin, dass auch Umwelteinflüsse am Wohnort entscheidend sind, etwa die Luftverschmutzung. Umweltschadstoffe wie Ozon lagern sich an den Pollen an und machen sie zunehmend aggressiver.
Woran erkennt man Heuschnupfen?
Eine Pollenallergie äußert sich durch typische Heuschnupfensymptome wie Niesen und Augenjucken. Manche Menschen haben auch grippeähnliche Beschwerden wie Gliederschmerzen, fühlen sich außerdem matt und sind häufig gereizt. Ob es sich tatsächlich um eine Reaktion auf die Pollen handelt, lässt sich im Zweifel mittels eines Haut- und Bluttests bei einem Spezialisten nachweisen. Rasches Erkennen und Behandeln ist wichtig, damit aus einem Heuschnupfen kein allergisches Asthma wird. Eine Pollenallergie lässt sich darüber hinaus gut von einer Corona-Erkrankung unterscheiden.
- Covid-19 oder Heuschnupfen: So erkennen Sie den Unterschied
Zwar sind die Symptome bei einer Infektion mit einer der inzwischen verbreiteten Virus-Varianten vielfältig und reichen von Fieber und trockenem Husten bis hin zu Schnupfen, Kopfschmerzen und Schweißausbrüchen. Im Gegensatz zu einer Pollenallergie ist eine Corona-Infektion aber nicht mit juckenden Augen- und Nasenschleimhäuten verbunden. Wer dennoch unsicher ist, sollte sich testen lassen.
Ein Heuschnupfen birgt zudem kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19. Auch für allergische Asthmatiker gibt es Entwarnung – zumindest, wenn die Lungenfunktion noch nicht eingeschränkt ist, die Betroffenen gut auf ihre Medikamente eingestellt sind und diese regelmäßig nehmen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Die Pollen sind los. Allergieboom auf dem Land. Pressemeldung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), 27.1.2022
- Heuschnupfen durch Hasel und Purpurerle. Online-Informationen des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB), www.daab.de vom 24.1.2022 Heuschnupfen.Online-Informationen des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), www.gesundheitsinformation.de (Stand: 8.4.2020)